Glanzvoller Auftritt eines Orgelstars aus Montreal

Stadthagen (dis). In Japan ist der aus Montreal zum dritten Konzert des Orgelsommers angereiste Jens Korndörfer vor 1500 Zuhörern aufgetreten. In der St.-Martini-Kirche waren es am Sonntagnachmittag aber immerhin 120 staunende Besucher, die sich von des Meisters großartiger Kunst in den Bann haben ziehen lassen.

Der zurzeit in Montreal promovierende Experte kam in seinem jungen Leben bereits viel herum. Kanada, die USA und Paris bilden nur einige Stationen auf der steilen Karriereleiter. Dass der bescheiden wirkende Solist Dank Kantor Christian Richter in Stadthagen Halt machte, faszinierte Alt und Jung im Kirchenschiff sicht- und hörbar.
Von der Spannweite an Einfällen und Ausdrucksgehalten profitierten gleich einleitend Bachs subtil ausgeleuchtete „Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur (BWV 564) sowie das „Trio in G-Dur“ (BWV 586a). Der Gast erwies sich als bestausgewiesener Techniker und Künstler, denn beides ist für solch überzeugende Vorträge wichtig. In überaus pointierter Spielweise fächerte Korndörfer dann Schumanns „Sechs Fugen über den Namen Bach“, op. 60 auf, um die Kreisstädter anschließend mit dem wunderbar ausgehorchten Brahm‘schen „Präludium und Fuge in g-Moll“ zu verwöhnen.
Wegen der blendenden Virtuosität des Meisters wurde später Regers koloritreicher „Benedictus“, op. 65, 9, zu einem Glücksfall. Auch bei dem von einer enormen Spannungsbreite der Einfälle und Ausdrucksgehalte geprägten Allegro aus Widors „Symphonie Nr. 6“ wirkten lyrisch-innige Passagen genauso prickelnd wie die mächtigen Klangballungen.
Eine packende Interpretation wurde dem Publikum darüber hinaus mit dem nach allen Seiten schillernden Scherzo aus der Suite „Deuxième Fantasie“ und den aparten „Litanies“ von Alain beschwert. „Litanies“ übersetzen die Tradition der Bittgesänge in eine moderne Sprache, der die zeitgenössische Harmonik unverwechselbaren Charakter beigesteuert hat, den Korndörfer mit der brillanten Betonung der komplexen melodischen Verflechtungen unterstrich. Das große Erlebnis mündete in einer Couperin-Zugabe.

Schaumburger Nachrichten