Konzert zaubert Gästen Lächeln ins Gesicht

Mit Jens Korndörfer eröffnet ein Meister seines Fachs das Orgeltriduum in Marienstatt

Konzertorganisten reisen durch die ganze Welt, um an renommierten Orgeln zu spielen. Auch auf der Riegerorgel in Marienstatt. Jens Korndörfer ist ein durchaus namhafter Vertreter seines Fachs. Ihn hatte Frater Gregor Brandt (OCist) zum Auftakt des diesjährigen Orgeltriduums eingeladen.

Der aus Nürnberg stammende Organist lebt seit 2007 in Atlanta und ist dort Director of Worship, the Arts, and Organist an der First Presbyterian Church of Atlanta. Seine Konzertreisen führten ihn nach Westminster Abbey in London, Notre Dame de Paris, die Dome in Berlin und Oslo, Kathedralen in Moskau und New York sowie auf den asiatischen Kontinent. In Japan war er Organist in Residence in Sapporo. Er gibt regelmäßig Kurse und hält Vorträge, veröffentlicht Artikel in Fachzeitschriften und ist dreifacher Preisträger der Canadian International Organ Competition. In Marienstatt spielte er ein abwechselungsreiches, auf die Besonderheiten der Riegerorgel abgestimmtes Konzert. Das bestens unterhaltene Publikum erlebte dabei einen Meister an der Orgel, das war bereits nach dem ersten Stück klar. Eine Komposition aus dem spanischen Barock, in dem die spanischen Trompeten barocke Pracht und Festlichkeit entfalten konnte. Die originale Trompeteria von 1732 ist eines der besonderen Register der Riegerorgel.

Dann ging es mit François Couperin an den Hof Ludwig des XIV. Korndörfer blieb danach in Frankreich, machte aber einen Zeitprung von 200 Jahren in die französische Romantik. Er interpretierte drei Sätze der 1. Sinfonie von Louis Vierne. Einem dramatischen Einstieg, der große Spannung aufbaute, folgte ein verspieltes, lebendiges Allegro, um dann in einem furiosen Finale alles aufzulösen. Für furiose Finals und markante Auftakte ist auch Beethoven bekannt. Korndörfer hat sich bei seiner Orgelbearbeitung der 5. Sinfonie auf einen mittleren Satz, das Andante con moto, beschränkt. Beeindruckend war, wie er den vollen sinfonischen Orchesterklang auf der Orgel erzeugte, die gerade deswegen den Titel Königin der Instrumente trägt.

Die beiden letzten Stücke seines Konzertes hatte Korndörfer aus Amerika mitgebracht. „Carillon“ von Leo Sowerby (1895-1968) und „Variations on Amerika“ von Charles Ives (1874 – 1954). Für diese Stücke muss die Orgel über die Register Celesta und Glockenspiel verfügen. Die historische Celesta in Marienstatt stammt aus den 1920er-Jahren und wurde von der Firma Skinner in den USA gebaut. Das Register umfasst 61 Noten. Ihr schwebender Klang wird dem Namen Himmelsharfe gerecht. Akzentuiert mit den Schlägen des Glockenspiels entführte Korndörfers Spiel in andere Sphären. Das letzte Stück des Programms variiert die Melodie der englischen Nationalhymne. Ein heiteres, leicht ironisches Spiel mit dem Thema, das gute Laune macht. Meistens jedenfalls; es gibt eine Anekdote, nach der Queen Elisabeth II „not amused“ war, als sie Charles Ives lauschte, wußte Korndörfer.

Der Applaus machte es deutlich: Das Publikum war angetan und verlangte nach einer Zugabe. Ein Ungarischer Tanz von Johannes Brahms krönte das Konzert. Und zwar genau der, zu dessen schwungvollen Klängen Charles Chaplin als jüdischer Friseur im Film einen Kunden nach allen Regeln der Slapstickkunst barbiert. Aber sicher lag es nicht allein daran, dass vielen Zuschauern beim Verlassen der Basilika ein Lächeln um die Mundwinkel spielte. Ernsthafte Musik, die Spaß gemacht hat.

Matthias BuddeWesterwälder Zeitung